FRoSTA AG: Mit nachhaltigen Innovationen den Markt für Tiefkühlkost revolutioniert
Ein tiefer Einblick in ein börsennotiertes Familienunternehmen, welches 2003 vor dem Abgrund stand, sich dann aber alles veränderte. Ist FRoSTA heute ein gutes Heimat-Investment?
Executive Summary
Aktienkurs: 68 € / Marktkapitalisierung: 463 € Mio. / WKN: 606900
KGV: 13,6 [Nettogewinn Rendite 7,4 %]
EV/EBIT: 9,2 [EBIT-Rendite 10,9 %]
Solide geführtes Familienunternehmen mit einer fairen Bewertung
Mit Transparenz zum Erfolg
Die FRoSTA AG wurde 1962 von Dirk Ahlers als kleine Handelsgesellschaft in Bremerhaven gegründet und ist über viele Jahre in einen der größten europäischen Produzenten von Tiefkühllebensmitteln gewachsen.
Während man damals mit tiefgekühltem Fisch handelte, bietet man heutzutage eine breite Palette an Produkten an. Auf der einen Seite tiefgekühltes Obst und Gemüse, Kräuter, Fisch und Fertiggerichte, auf der anderen Seite agiert man aber auch hinter den Kulissen als Produzent/Händler für Dritte.
Doch ein radikaler Schritt hätte FRoSTA beinahe in die Insolvenz getrieben…
Ein junger Mann namens Felix begann 1999 in dem Unternehmen zu arbeiten. Er ist der Sohn des Firmengründers und heutiger Geschäftsführer.
Er war erschüttert über den Zustand des Produkts.
Jahr für Jahr wurden immer mehr Zutaten mit günstigeren Aromen und Verdickungsmitteln ersetzt. Das kurbelte die Margen an und der Vertrieb konnte günstige Preise an den Verbraucher kommunizieren, doch konnte man das Erfolg nennen?
Felix traf eine Entscheidung, die kaum jemand nachvollziehen würde, folglich stürzte der Umsatz um 40 % ein und das Unternehmen kämpfte auf einmal ums überleben.
Die Entscheidung, die verantwortlich für diese Schieflage war, ist die Einführung des FRoSTA Reinheitsgebots in 2003. Fortan würde es keine Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Emulgatoren oder chemisch modifizierte Stärken und gehärtete Fette mehr geben.
Felix Ahlers war seiner Zeit eventuell etwas voraus, doch ist der Grund, warum das Unternehmen heute besser dasteht als jemals zuvor. Während damals kein Mitarbeiter daran gedacht hätte ein FRoSTA Fertiggericht im Büro zu essen, isst man jetzt sogar wieder FRoSTA Gerichte in der Vorstandsetage.
Vom Kühlregal ins Aktien Depot
Nachdem im Jahr 2003 bei FRoSTA mit dem Reinheitsgebot alles auf den Kopf gestellt wurde, dauerte es erstmal einige Zeit, bis diese Veränderungen sich auch beim Kaufverhalten der Verbraucher bemerkbar machten.
Mit steigendem Umsatz und zurückgekehrten Gewinnen stieg sukzessive auch der Aktienkurs wieder an. In den vergangenen 10 Jahren profitierte das Unternehmen von 2 von 3 Faktoren, die grundsätzlich den Aktienkurs eines Unternehmens beflügeln können.
1. Multiple-Expansion
2. Verbesserung der Margen
Was sie nicht getan haben, sind Aktienrückkäufe. Es handelt sich eben um ein Familien-Unternehmen und wie üblich wird sich an den 6,81 Mio. ausstehenden Aktien kaum etwas rütteln.
Zuletzt hat der Aktienkurs zweimal neue Höhen ausgetestet und das geben die fundamentalen Zahlen auch absolut her. Ein weiterer Grund für die hohe Volatilität ist das geringe Handelsvolumen. Solltest Du Aktien von FRoSTA kaufen, bitte sicherheitshalber nur per Limit-Order.
Ein Blick ins Geschäftsmodell
Mittlerweile ist man mit den eigenen Produkten in Deutschland, Polen, Österreich, Italien und Osteuropa erfolgreich vertreten. Es stellt sich natürlich die Frage, wie man mit dem Unternehmen weiter wachsen kann und da liegt der Hauptfokus eben auf der geografischen Expansion. Aber auch hier in Deutschland ist noch Luft nach oben, denn nur rund 10 % der Deutschen kaufen Produkte von FRoSTA.
In der folgenden Grafik handelt es sich um grobe Schätzungen basierend auf den Aussagen des Geschäftsführers in einem Podcast bei OMR und teilweise verfügbaren Daten aus dem Geschäftsbericht.
Wie in der Anfangszeit von FroSTA bleibt der Fisch-Vertrieb ein großer Teil des Geschäfts, allerdings mit geringem Wachstum. Selbst wenn die Nachfrage stark ansteigen würde, bleibt das Angebot an Fisch begrenzt. Fische aus Züchtungen werden bei FRoSTA nicht genutzt. Ihre beliebten Fertiggerichte nehmen einen immer größeren Anteil ein, und man versucht sich Stück für Stück unabhängiger vom Fisch-Geschäft zu machen. Ob die weltweite Überfischung ein Grund dafür ist, oder einfach nur die geringeren Margen durch den teuren Fischeinkauf ist dabei egal, man hat das Thema auf dem Zettel.
68 % des Umsatzes wird mit Eigenmarken gemacht. Um ihre Fabriken voll auszulasten, produzieren sie auch für Dritte, diese Kategorie nennt sich Copack und macht die restlichen 32 % aus, doch wird dieser Anteil immer kleiner. Die Margen in der Lebensmittelindustrie sind sowieso schon schlecht, und für Dritte zu produzieren lohnt sich kaum. Die Wertschöpfung liegt in der Konzeption von leckeren Fertiggerichten im Premium-Segment der Tiefkühlgerichte.
So werden ihre Produkte in Italien unter der Marke La Valle degli Orti vermarktet, dabei wird die Produktpalette natürlich nach Land angepasst und auch in Deutschland führen sie Zweitmarken mit tiko und Elbtal.
Zu ihren Verkaufsschlagern zählt das Hühnerfrikassee, Nasi Goreng, Fischstäbchen, Paella und natürlich das bekannte Schlemmerfilet. Und tatsächlich haben sie hier auch einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.
Natürlich können auch ihre größten Konkurrenten wie z.B. Iglo in Deutschland oder Findus in Italien auf künstliche Zusätze in Teilen ihrer Gerichte verzichten, doch um eine einheitliche Marke wie FRoSTA aufzubauen, bei der man weiß, dass jedes Produkt einen gewissen Standard erfüllt, müsste das halbe Sortiment ausgetauscht werden. Denn die allermeisten Gerichte lassen sich tiefgekühlt gar nicht ohne Zusätze produzieren. Ein gewagter Schritt den FRoSTA in 2003 gegangen ist, sie fast in den Ruin gestürzt hat, dafür aber nur unwahrscheinlich kopiert wird.
Die nächsten Kunden von FRoSTA sind diejenigen, die eigentlich gar keine Tiefkühlnahrung konsumieren, und das erste Mal feststellen, dass es jetzt auch eine gesunde Alternative von FRoSTA gibt, wenn die Zeit fürs Kochen mal nicht da ist.
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